Webdesign: Maßgeschneidert vs. Templates

template01.jpg

Design-Templates sind eine schöne Sache. Speziell für Blogs. Sie ermöglichen auch weniger Design-Versierten mit wenig Aufwand eine sauber gestaltete Webseite oder einen Blog zu betreiben. Insofern ist es auch keine schlechte Entwicklung, dass im Web immer mehr auf gut gestaltet Templates zurückgegriffen wird – und viele gruselige Selfmade-Seiten verschwunden sind, bei denen viel zu oft sehr gute Inhalte hinter schlechtem, undurchdachten Design verborgen lagen. Einfach weil der Ersteller kein Fachmann für gute Usability durch gutes Design ist und er darauf auch garnicht sein Hauptaugenmerk legt. Genauso gilt das oft für die ästhetische Qualität. Was völlig in Ordnung ist – wenn er dafür hervorragende Inhalte liefert! Insofern: Templates eine tolle Sache.

Das Ganze hat nur einen großen Haken.

Durch diese Templates, die oft einen sehr einheitlichen Stil haben (Verläufe, abgerundete Ecken, Buttons mit Glanz, bestimmtes Farbspektrum, …) hat sich sehr schnell ein Trend entwickelt, der oft auch direkt mit dem Begriff „Web-2.0“ einhergeht, weil er das Aufkommen der anderen (inhaltlichen und technischen) Entwicklungen, die dieser Begriff umfasst, begleitet hat.

Dieser Trend wird mittlerweile oft mißverstanden.
– Wenn man modern & zeitgemäß wirken will, muss auch bei kommerziellen Seiten „dieser Web-2.0-Look“ her. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ob er passt oder nicht. Es gibt Kunden, die das verlangen ohne weiter darüber nachzudenken. Und tragischerweise auch genug Agenturen, die ihre Mitarbeiter mittlerweile dazu anhalten diesen Style zu verfolgen. Ebenfalls blind. Ohne zur reflektieren ob es nicht eine passendere, individuellere Lösung gäbe.

Warum muss die Website eines Fleischwarenherstellers plötzlich mit Verläufen, Glaseffekten und optischen Web-2.0-like-Features versehen werden? Warum sieht plötzlich eine Firmenwebsite, die ganz andere Funktionen erfüllt, exakt wie ein Blog aus?

Typische Template-Optik wird durch Designer oft in mühevoller Kleinarbeit imitiert. Entweder werden komplette Blog-Layouts entwickelt, wie man sie genauso in unzähligen vorgefertigten WordPress-Vorlagen finden könnte – oder man verpasst einem Design noch den „letzten Schliff“ durch Elemente, die solchen Templates entlehnt sind. Verläufe und Spiegelungen, was das Zeug hält.

Früher hätte man soetwas schnell für unkreativ gehalten. Mittlerweile muss man sich als Designer schon nach allen Seiten wehren, wenn man eine individuellere Optik gestalten will. – Was sehr unverständlich ist. Ein Design wird doch nicht automatisch modern & gut, wenn Verläufe und Glasoptik enthalten sind.

Solche Elemente können passen. Dann kann man sie ruhigen Gewissens einsetzen. – Aber oft genug muss man sich die Frage stellen „Warum?!“. – Diese ganzen Effekte um ihrer selbst willen sind eindeutig zu wenig. Ich denke, gutes Design sollte immer inhaltlich Hand und Fuß haben. Funktional sowieso. Verläufe, Spiegelungen, abgerundete Ecken, Boxen sind nicht immer das richtige gestalterische Mittel und sollten eigentlich in gezielten Dosen eingesetzt werden. Leider überziehen sie oft blindlings komplette Webauftritte. Ohne Sinn & Verstand.

Daher an dieser Stelle: Plädoyer für Maßarbeit, wo Maßarbeit machbar ist!
Und machbar sollte das eigentlich immer dann sein, wenn professionelle Designer im Spiel sind – und es nicht darum geht einem Nicht-Designer schnell ein vorgefertigtes Design zur Verfügung zu stellen.

Kommentare 3

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert